TERMINE ONLINE

Im Vorfeld des diesjährigen Protest gegen den Al Quds-Tag, laden wir wieder zu verschiedenen Verstaltungen im Vorfeld ein. Insgesamt wird es dieses Jahr von unserer Seite vier Veranstaltungen geben. Die erste findet schon am 01. Juli 2013 statt. Alle Termine im Überblick findet ihr hier. Auch die antifaschistische Kundgebung ist angemeldet und findet wie schon im letzten Jahr wieder am Adenauerplatz statt, in unmittelbarer Nähe des Auftaktortes der Antisemit_innen. Am Abend laden wir euch auch wieder ins ZGK (Scharnweberstr. 38, Berlin) zu einer netten, lauschigen Party ein.

In der kommenende Woche stellen wir auch noch den Aufruf sowie die unterschiedlichen Materialien online.

KEIN AL QUDS-TAG 2013 IN BERLIN

Auch in diesem Jahr, genauer gesagt am 03. August 2013, rufen wir zu antifaschistischen Protesten gegen den Al Quds-Tag in Berlin auf.

Genauere Informationen erhaltet ihr in den kommenden Wochen hier auf unserem Blog.

Solltet ihr Fragen, Anregungen o.ä. haben, könnt ihr uns gerne eine Mail schreiben.

REDEBEITRAG DES BÜNDNIS BEI „WHAT THE FUCK“-KUNDGEBUNG

Redebeitrag des Antifaschistischen Berliner Bündnisses gegen den Al Quds-Tag, gehalten auf der Kundgebung gegen den „Marsch für das Leben“.

Wir demonstrieren hier gegen den religiösen Fundamentalismus von christlichen Fanatiker_innen, die heute mit ihrem sogenannten “Marsch für das Leben“ durch die Mitte Berlins ziehen wollen.

Erst vor einem Monat demonstrierten wir in Berlin gegen einen Aufmarsch von islamistischen Fanatiker_innen. Anlass war der sogenannte Al Quds-Tag, dem Kampftag des klerikal-faschistischen iranischen Regimes, an dem es mit weltweiten antisemitischen Aufmärschen die Zerstörung Israels fordert.

Die Teilnehmer_innen dieses islamistischen Aufmarsches trugen aber nicht nur ihren Antisemitismus auf die Straße, sondern auch ihr frauen- und homosexuellen-verachtendes Weltbild zur Schau. Sie marschierten in tiefer Solidarität und Treue für ein menschenverachtendes Regime auf, dass die Verfolgung von Frauen und Homosexuellen, aber auch von religiösen Minderheiten und politischen Oppositionellen immer weiter verschärft.

In der Islamischen Republik Iran gilt Homosexualität, neben der Abkehr vom Glauben, als schwerstes zu begehendes Verbrechen. Schon allein das Küssen zwischen zwei Menschen des gleichen biologischen Geschlechts kann mit sechzig Peitschenhieben bestraft werden. Auf Geschlechtsverkehr droht die Todesstrafe, die durch öffentliches Hinrichten vollstreckt wird. Die Exekutions-Art obliegt dem Scharia-Richter. In der Vergangenheit wurden schon des Öfteren Menschen aufgrund dieser Richtlinien zum Tode verurteilt, weil sie lediglich diffamiert wurden.

Homosexualität ist offiziell ein Tabuthema, so behauptet Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad “es gebe keine Homosexuellen im Iran“. Es handelt sich nach Ansicht der Kleriker um “unislamisches Verhalten“, das der göttlichen Ordnung zuwiderläuft. Homosexuelle sind im Iran, aber auch in anderen Staaten der Region, jeden Tag mit dem Tod bedroht. Die Queer Community lebt unter ständiger Gefahr im Untergrund.
Diese Welle der Gewalt nimmt kontinuierlich zu – selbst Teenager sind der homophoben Verfolgung ausgesetzt. So versuchen immer mehr Homosexuelle aus dem Iran zu fliehen. Sie wollen ihr Leben retten, ihre Angehörigen schützen und ihre Sexualität frei ausleben dürfen. Einige dieser Menschen versuchen immer wieder ihr Glück in Deutschland, doch sie sind dort nicht erwünscht. Es ist gegenwärtig so gut wie unmöglich Asyl aufgrund von sexueller Verfolgung gewährt zubekommen.
Die Entscheidungen der deutschen Legislative, Exekutive und Judikative über Asylanträge von verfolgten iranischen Homosexuellen fielen in der jüngeren Vergangenheit nicht gerade positiv für die Betroffenen aus. Ein aktuelles Beispiel ist der Fall einer 24jährigen Iranerin, die nach Deutschland floh, nachdem sie auf einer schwul-lesbischen Party in Teheran war, die von der paramilitärischen Basidsch-Miliz gestürmt wurde. Bis heute ist nicht klar, was mit einigen der Gäste geschehen ist. Der Asylantrag der Iranerin, die Hals über Kopf nach Deutschland geflohenen ist, wurde abgelehnt. Schon im Vorfeld hat das zuständige Gericht in Bayreuth die Verfolgungsgeschichte der Iranerin angezweifelt. Der Richter, der ihren Antrag auf politisches Asyl ablehnte, gab nach der Entscheidung folgende Begründung ab: Wenn sie sich im Iran unauffällig verhielte, könne sie wie andere Homosexuelle wunderbar leben. Er könne ihren Freiheitsdrang verstehen, aber dies sei kein Asylgrund.
Politischen Asylbewerber_innen wird damit mitgeteilt, dass sie sich gefälligst an das jeweilige menschenverachtende System ihres Herkunftslandes anzupassen haben und im Untergrund leben sollen.

Es ist bezeichnend, dass Deutschland Iraner_innen aufgrund von Verfolgung das Recht auf Asyl abspricht, obwohl es genau Deutschland ist, dass dieses menschenverachtende Regime noch immer mit am Leben erhält und mit seiner Unterstützung für die Islamische Republik jegliche Bemühungen der iranischen Freiheitsbewegung nach einem Regime-Change im Keim erstickt. Es waren viele Menschen, die 2009 im Iran auf die Straße gingen und das Ende dieser Diktatur forderten. Das Regime wankte und es wankt heute auch noch immer.
Die Freiheitsbewegung ist vor drei Jahren gescheitert und sie würde zum gegenwärtigen Zeitpunkt wahrscheinlich wieder scheitern, weil der Klerikal-Faschismus von Ali Hosseini Khamenei, Mahmoud Ahmadinejad & Co von außen künstlich am Leben erhalten wird. Deutschland nimmt dabei eine besondere Rolle ein, indem es das Regime nicht nur massenhaft mit Waffen versorgt, sondern auch fast die gesamte Überwachungstechnik liefert, mit der im Iran Telefone abgehört, Computer ausgespäht und Wohnungen verwanzt werden. Die Zentrifugen, die im Iran für das militärische Atomwaffenprogramm benötigt werden, wurden [Überraschung!] auch aus Deutschland geliefert. Diese kontinuierliche deutsche Versorgung stärkt das iranische Regime und macht das Leben für einen großen Teil der iranischen Bevölkerung immer unerträglicher.

Die massive Zunahme von Repression merken gegenwärtig vor allem die Frauen im Iran. Sie sind seit der Islamischen Revolution systematisch sexueller Gewalt ausgeliefert. Vergewaltigungen sind nicht nur an der Tagesordnung, sondern haben auch des Öfteren noch ein Nachspiel für die Betroffenen. Das Wort eines Mannes zählt mehr als das einer Frau. Für iranische Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt wurden, ist es oftmals fast unmöglich die Täter dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Obwohl sie Opfer eines Verbrechens wurden, kann ihnen das als strafbare Handlung ausgelegt werden – das wird dann mit “vorehelichem“ oder “außerehelichem Geschlechtsverkehr“ begründet. Im schlimmsten Fall werden Frauen dafür, dass sie vergewaltigt wurden, zu Tode gesteinigt.

Wie noch mehr Vergewaltigungen offiziell legitimiert werden können, zeigt das aktuelle Vorgehen des Rechtsausschusses des iranischen Parlamentes. Dieser kündigte gerade erst an, das heiratsfähige Alter von Mädchen herabzusenken. Anstatt bisher mit 13, sollen Mädchen jetzt schon mit 9 Jahren zwangsverheiratet werden dürfen. Mädchen waren schon vorher ab 9 Jahren strafmündig, Jungen sind es erst ab 15. Frauen und Mädchen trifft die ganze Härte der zutiefst frauenfeindlichen Gesetze der Fundamentalisten. Ein weiteres Beispiel ist der Zwang zum Tragen des Tschadors. Auch diesbezüglich will das klerikal-faschistische Regime härter durchgreifen. Denn viele Frauen zeigen unter dem Tschador ihren Haaransatz, was den Klerikern ein Dorn im Auge ist.
Die Basidsch-Miliz soll dafür aufgestockt werden, um auf der Straße auf die korrekte Verschleierung zu achten und um gegen Frauen vorzugehen, die sich nicht daran halten.
Die Teheraner Polizei meldete beispielsweise, dass sie im Mai dieses Jahres über 80 kleine Lebensmittelläden geschlossen hat, da dort die islamische Kleidervorschrift für Frauen nicht sorgfältig befolgt worden sei.

Und das staatliche islamistische Vorgehen gegen Frauen im Iran geht noch weiter: Gerade erst wurden an den iranischen Universitäten 77 Studienfächer für Frauen gesperrt, diese dürfen sie nicht mehr studieren. Und es sollen in der kommenden Zeit noch weitere folgen. Selbst in den Studiengängen, die Frauen noch studieren dürfen, sollen die Plätze für sie massiv begrenzt werden.

Es gibt aber trotz der massiven Verfolgung auch Widerstand im Iran. Eine Initiative von iranischen Frauenrechtlerinnen hat im Internet schon 26.000 Unterstützer_innen gefunden. Ihr erklärtes Ziel ist das Ende des Schleierzwangs.
Ganz praktischen Widerstand leistete eine junge Iranerin vergangene Woche in der nordiranischen Stadt Shamirzad. Ein staatlicher “Sittenwächter” stoppte die Frau auf der Straße und forderte sie auf ihr Haar richtig zu bedecken. Statt aber den Tschador sittenkonform anzulegen, begann die Iranerin sich lautstark zu wehren und stieß den Kleriker zu Boden. Er durfte daraufhin die nächsten drei Tage im Krankenhaus verbringen.
Wir beglückwünschen diese junge Frau für ihren Mut und wünschen ihr, dass sie niemals von der Basidsch-Miliz aufgespürt wird.

Wir verurteilen jede Form von religiösem Fundamentalismus, egal ob die Ideologie dahinter (wie im Beitrag beschrieben) eine islamistische ist oder wie heute hier einen christlichen Background hat. Alle Menschen haben das Recht selbst über ihre Sexualität, über ihren Körper und über ihren Geist zu entscheiden. Wir bekämpfen den Versuch regressiver Kräfte, Menschen deren Recht auf ein selbstbestimmtes Leben abzusprechen.

Wir fordern:

=> Freiheit für alle in den iranischen Folter- und Todestrakten einsitzenden Gefangenen, die aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Sexualität inhaftiert wurden!
=> Religiösem Fundamentalismus entschlossen entgegentreten!
=> Nieder mit dem menschenverachtenden klerikal-faschistischen Regime! Nieder mit der Islamischen Republik! Jetzt und sofort!
=> Freiheit für die Menschen im Iran!

Redebeitrag des Antifaschistischen Berliner Bündnisses gegen den Al Quds-Tag

PROTESTE GEGEN DEN AL QUDS-TAG 2012 IN BERLIN

Über 400 Menschen beteiligten sich insgesamt an den Protesten gegen den Al Quds-Tag am 18. August in Berlin. Das „Antifaschistische Berliner Bündnis gegen den Al Quds-Tag“ hatte ab 13:00 Uhr zu einer antifaschistischen Kundgebung unter dem Motto „Kein Al Quds-Tag 2012 in Berlin! Gemeinsam gegen Antisemitismus“ am Adenauerplatz aufgerufen. Bis zu 250 Menschen haben sich an der Kundgebung beteiligt. Ab ca. 14:00 Uhr versammelte direkt gegenüber der Kundgebung die ersten Teilnehmer_innen des Quds-Marsch, der gegen 15:30 Uhr begann. Zu einer weiteren Kundgebung hatte das bürgerliche Bündnis „No Al Quds-Tag“ aufgerufen, an der sich etwa 200 Menschen beteiligt haben. Auch in Wien gab es Proteste gegen den dort statt findenen Marsch.

Beim Quds-Marsch selbst sind in diesem Jahr auch wieder Nazis, wie die Rapperin Dee Ex und der Querfront-Aktivist Michael Koth, mitmarschiert. Und auch einzelne linke Antiimperialist _innen haben es sich nicht nehmen lassen an dem antisemitischen und islamistischen Aufmarsch teilzunehmen.

Am Rande des Quds-Marsches kam es immer wieder zu spontanen Protestaktionen durch das Rufen von Parolen und zeigen von Transparenten und Fahnen. Auch gab es in diesem Jahr – wenn auch nur symbolisch – den Versuch einer Sitzblockade von etwa 20 Personen. Diese wurden aber von der Polizei nach wenigen Minuten aufgelöst.

Schon im Vorfeld organisierte das antifaschistische Bündnis verschiedene Veranstaltungen um auf den Al Quds-Marsch aufmerksam zu machen. Bei den fünf Veranstaltungen wurden Themen wie Antisemitismus, Islam und Al Quds-Tag näher beleuchtet und die Wichtigkeit eines emanzipatorischen Handels verdeutlicht. Neben einen Filmabend zu den Geschehnissen bei den Olympischen Spielen vor 40 Jahren in München, gab es einen Vortrag von Sebastian Voigt zu Antiamerikanismus – Der Geschichte eines europäischen Ressentiments und dem ambivalenten Verhältnis der Linken zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Weiterhin gab es Vorträgen unter den Titeln „Das Reden über das Reden über den Islam“ und „Quds-Tag? Kampf gegen Israel? Freiheit im Nahen Osten?„.

Der Aufmarsch zum Al Quds-Tag ist die größte regelmäßig stattfindende antisemitische Manifestation in Berlin, die immer zum Ende des Ramadans, dem islamischen Fastenmonat, stattfindet. Seit 1996 wird der Aufmarsch in Berlin jährlich von islamistischen Gruppen organisiert. Und auch im nächsten Jahr, genauer gesagt am 03. August 2013, wird sich das Antifa-Bündnis dem Quds-Marsch entgegen stellen.

Bilder, Videos und einen Pressespiegel gibt es hier.

Redebeiträge der Antifa-Kundgebung:
Auch hier und heute: Der Hauptfeind bleibt Deutschland!
Kein freies Syrien ohne Kritik des Antisemitismus
Pinkwashing und Antisemitismus

PRESSESPIEGEL, VIDEOS UND BILDER

Artikel:
Grass’ Fußtruppe, Jungle World
Thomas Blum: So war’s am Ku’damm, Jungle World
Geballte Menschenfeindlichkeit, netz-gegen-nazis.de
Zwischen Wunderheilung und Hitlergruß, Haolam
Marsch der Antisemiten, Reflexion
Europe’s freedom stands and falls with Israel , Jewish Germany
Gegen Islamophobe und Israelfeinde, TAZ
Proteste und Gegenproteste zum Al-Quds-Tag in Berlin , RBB
Heißer Asphalt, Tagesspiegel
Das geht in Berlin, TAZ
„Unterstützung für Palästina“, Berliner Zeitung
2100 Polizisten schützen den Hass, BZ
Assad muss zu Hause bleiben, Jungle World
Die iranische Führung droht Israel mit Vernichtung, Jungle World

Bilder:
PM Cheung , Björn Kietzmann, Christian Jäger

ÜBER 200 LEUTE BEI ANTIFA-KUNDGEBUNG

Zwischen 200 – 250 Menschen beteiligten sich heute an der antifaschistischen Kundgebung gegen den Al Quds-Tag in Berlin. Hier erste Bilder davon. Weitere Bilder und ein ausführlicher Artikel folgen.

UND HEUTE ABEND:
After-Show-Party mit Minimal/Techno/House ab 22:00 Uhr im ZGK (Scharnweberstr. 38, Berlin Friedrichshain).

Für musikalische Unterhaltung sorgen:
invadersfromouterspace, Gulliver, Memmelmann, Bomberdomme

ÜBERSICHTSKARTE FÜR SAMSTAG

Gegen den „Al Quds“-Tag am 18. August in Berlin auf einer größeren Karte anzeigen

Kundgebung des Antifa-Bündnis:
ab 13:00 Uhr · Adenauerplatz (Kurfürstendamm/Brandenburgische Straße)

Kundgebung des „No Al Quds-Tag„-Bündnis:
ab 14:30 Uhr · Joachimstaler Platz (Kurfürstendamm/Joachimstaler Str.)

Quds-Marsch:
ab 14:30 Uhr · Adenauerplatz über Kurfürstendamm zum Wittenbergplatz

AUDIOMITSCHNITT DER VERANSTALTUNG VOM 13. AUGUST

„Quds-Tag? Kampf gegen Israel? Freiheit im Nahen Osten?“ – Bericht und Mitschnitt zur Veranstaltung mit Dr. Wahied Wahdat-Hagh und Jonathan Weckerle.

Am 13. August referierten Dr. Wahied Wahdat-Hagh und Jonathan Weckerle im Haus der Demokratie über die Hintergründe des Al-Quds-Tages und die aktuellen Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten.

Neben der geschichtlichen Entwicklung des Al Quds-Tages analysierte Wahdat-Hagh auch dessen aktuelle Bedeutung für das iranische Regime: „Das iranische Regime ist ohne Al Quds-Tag nicht denkbar und andersherum: der Al Quds-Tag ist ohne das iranische Regime nicht denkbar.“ Es handle sich nicht um einen religiösen Feiertag, sondern um einen politischen Kampftag des iranischen Regimes.

Jonathan Weckerle legte den Fokus auf den gegenwärtigen Zustand der „Achse des Widerstandes“, die vor den arabischen Aufständen aus Iran, Syrien, Hisbollah und Hamas bestanden habe. Mittlerweile deute sich jedoch ein Zerbrechen ab: So habe Hamas ihren Exilsitz in Damaskus verlassen, die Hisbollah verliere an Ansehen und Assad müsse um den Erhalt seines Regimes kämpfen. Die Folgen seien kaum absehbar, da nicht klar sei, welche Akteure als Sieger aus den syrischen Bürgerkrieg hervorgehen könnten. Umso wichtiger sei das Eintreten für progressive, emanzipatorische Kräfte.

AUDIOMITSCHNITT VOM VORTRAG MIT FLORIS BISKAMP

„Das Reden über das Reden über den Islam“ – Bericht und Mitschnitt zur Veranstaltung mit Floris Biskamp

Am 06. August referierte Floris Biskamp in den Räumen der Amadeu Antonio Stiftung unter dem Titel „Das Reden über das Reden über den Islam“ und arbeitete dabei verblüffende Gemeinsamkeiten zwischen Islamfeind*innen, Islamist*innen und Islamophobiekritiker*innen heraus. Biskamp zeigte, dass Autor*innen aus all diesen Spektren essentialistisch argumentieren und den orthodoxen Islam als den einzig wahren Islam sehen. Liberale Auslegungen werden hingegen sowohl von Islamist*innen als auch von Islamfeind*innen und Islamophobiekritiker*innen als nicht authentisch und damit als unislamisch oder islamophob abgelehnt. Andererseits warnte Biskamp davor, aus Angst vor Islamophobievorwürfen die dringend notwendige Kritik islamisch legitimierter Rollenerwartungen und Politiken zu vernachlässigen.

ANTISEMITISMUS, DER AL QUDS-TAG UND DIE JÜDISCHE MINISEKTE „NETUREI KARTA“


„Neturei Karta“ beim Al Quds-Marsch 2011 in Berlin

Für den antisemitischen Aufmarsch zum Al Quds-Tag in Berlin lassen die Organisatoren jedes Jahr auch aus Großbritannien eine Hand voll Mitglieder der jüdischen Minisekte Neturei Karta einfliegen. Sie erfüllen eine Art Alibifunktion: Es soll gezeigt werden, dass selbst Juden die Ziele des Al Quds-Tages unterstützen. Eine Distanzierung von Antisemitismus ist das jedoch nicht. Stattdessen wird Neturei Karta für rein taktische Überlegungen genutzt: Zum einen wird versucht, strafrechtlich relevante antisemtitische Äußerung abzuschwächen, um einem versammlungsrechtlichem Verbot des Aufmarsches aus dem Weg zu gehen. Zum anderen behaupten die Veranstalter, dass Antisemitismus auch gegen sie gerichtet sei und auf ihrer Demonstration nicht existiere.

Die Einbindung von Mitgliedern der Neturei Karta zeigt die reduktionistische Auffassung von Antisemitismus, die die Organisatoren des Al Quds-Marsches haben. Antisemitismus wird auf Judenfeindschaft reduziert, blendet jedoch andere Erscheinungsformen wie etwa die Verharmlosung oder Leugnung der Shoa oder das Abstreiten von Israels Existenzrecht aus. Und selbst dieser reduktionistischen Defintion von Antisemitismus wird die Minisekte Neturei Karta nicht gerecht: Die bekanntesten Aktivitäten von Neturei Karta in den letzten Wochen waren das Bespucken von achtjährigen jüdischen Mädchen und das gewaltsame Attackieren von jungen jüdischen Frauen im Jerusalemer Stadtteil Bet Shemesh, weil diese angeblich “unzüchtig“ gekleidet waren.

Weltweit für Entsetzen sorgte die Schändung der nationalen israelischen Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Dort sprühten Aktivisten von Neturei Karta antisemitische Parolen: So dankten sie beispielsweise Adolf Hitler für die Vernichtung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden. Vor diesem Hintergrund klingt es nicht mehr überraschend, dass Mitglieder der Neturei Karta willkommene Gäste auf dem Al Quds-Marsch sind und in der ersten Reihe mitmarschieren.