Aufruf 2021

Aufruf 2021

Kein Al Quds-Tag!
Gegen jeden Antisemitismus

Am 8. Mai 2021 wollen in Berlin wieder hunderte Menschen am sogenannten Al Quds-Tag für die Vernichtung Israels aufmarschieren. Dabei handelt es sich um den größten regelmäßig stattfindenden antisemitischen Aufmarsch in Deutschland. Wir stellen uns gegen diesen Marsch und die dort vertretene Ideologie des Antisemitismus und die Unterdrückung von Frauen und LGBTIQ-Personen. Beteiligt euch am antifaschistischen Gegenprotest!

Teheran 1979: Die Mullahs um Ayatollah Khomeini haben die Macht im Iran übernommen. Ihr brutales Regime wendet sich schnell gegen alle, die sich nicht den engen Regeln ihrer religiösen Ideologie fügen wollen. Im Zentrum dieser Ideologie: die Unterdrückung von Frauen und ein fanatischer Antisemitismus. Während Frauen mit dem Kopftuchzwang belegt wurden und Feministinnen massenweise verfolgt und sogar hingerichtet wurden, ruft Khomeini zum ersten Mal zum Al Quds-Tag auf. In den Radios ist seine Ansprache zu hören. Unter dem Banner des Islams sollen sich alle Unterdrückten der Welt sammeln und gegen Israel marschieren. Das Ziel ist die Eroberung der Hauptstadt Israels, Jerusalem (arabisch: Al Quds) und die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. In den Zeitungen ist zu lesen: „Der Kampf gegen Israel stellt das Hauptziel des langfristigen Jihads des iranischen Volkes gegen die Feinde der Menschheit dar“. Die Rufe Khomeinis werden erhört. Tausende Menschen sammeln sich in Teheran und schließen sich seinen Forderungen an.
Aber längst nicht alle Iraner*innen sind dem Regime ergeben. Immer wieder kommt es zu Protesten. Insbesondere Frauen gehen gegen die neuen Herrscher und ihre Ideologie auf die Straße. Unter dem Wahlspruch „Freiheit ist nicht östlich oder westlich, sondern universell“ versammeln sie sich und kämpfen gegen die Machthaber. Die Frauen stellen sich gegen die Herrschaft der Männer, die sich im Kopftuchzwang manifestiert. Die Protestierenden zeigen damit: Es gibt emanzipatorische Kräfte im Land, die für ihre Freiheit kämpfen werden.

Teheran 2021: Das Regime ist in den letzten 42 Jahren nicht einen Deut menschlicher geworden. Im Gegenteil: von Damaskus bis Sanaa, von Beirut bis Bagdad und von Sderot bis Teheran überziehen die Mullahs die gesamte Region mit einer Blutspur des Terrors und der Unterdrückung. Die Al Quds-Brigaden, die Hisbollah und andere von Teheran aus gelenkte Milizen führen Krieg gegen alle, die sich nicht der Islamischen Republik und ihren Verbündeten unterwerfen. Im Zentrum der Hauptstadt steht eine Uhr, die die Tage zählt, bis die Zerstörung Israels vollendet sein soll. Und so ist es wenig überraschend, dass auch in diesem Jahr am Al Quds-Tag wieder Menschen dem Ruf Khomeinis folgen werden.
Aber es gibt auch Hoffnung. Seit Langem kommt es immer wieder zu Protesten im ganzen Land. Trotz großer Gefahren und der höchsten Anzahl von Hinrichtungen seit den 1980er Jahren kämpfen Menschen gegen das Regime. Arbeiter*innen streiken, Studierende protestieren und Minderheiten, wie zum Beispiel die vom iranischen Regime unterdrückten Kurd*innen, wehren sich gegen ihre Verfolgung. Wieder in der ersten Reihe: Frauen. Das Bild von Vida Movahed, der Frau, die auf einen Stromkasten stieg und ihr Kopftuch auf einem Stock schwenkte, statt es auf ihrem Kopf zu tragen, ist zu einem Symbol des Freiheitsstrebens iranischer Frauen geworden. Viele folgten schon ihrem Beispiel und es gilt weiter: die Tage des Regimes sind angezählt.

Berlin 2021: Wie schon seit 25 Jahren wollen auch dieses Jahr wieder zahlreiche Anhänger*innen Khomeinis dessen Forderungen auf die Straße tragen. Islamist*innen, rechte Hetzer*innen und linke Antisemit*innen demonstrieren gemeinsam gegen den jüdischen Staat. Sie demonstrieren für eine antisemitische und frauenverachtende Ideologie. Dabei verbreiten sie antisemitische Verschwörungserzählungen und Welterklärungsmuster, wie sie auch im Zuge der globalen Corona-Pandemie wieder eine starke Verbreitung erleben. Darüber hinaus jubeln sie den Schergen der Mullahs in Syrien, dem Irak und dem Jemen zu. Geadelt wird ihr Aufmarsch von der deutschen Außenpolitik. Die Bundesregierung sieht in der Islamischen Republik einen wichtigen Partner und möchte gute Beziehungen pflegen.

Wir wollen diese Zustände nicht unwidersprochen lassen! Deswegen gehen wir am 8. Mai gegen den Al Quds-Tag auf die Straße und werden den Antisemit*innen den Tag vermiesen.

Weil wir als Antifaschist*innen protestieren, wenn Antisemit*innen ihre Hetze auf die Straße tragen!

Und weil wir als Feminist*innen nicht schweigen wollen, wenn Frauen und LGBTIQ-Personen unterdrückt werden!

Solidarität mit den emanzipatorischen Kämpfen im Iran!
Solidarität mit Israel!

 

Antifaschistische Kundgebung
8. Mai 2021 um 13:30 Uhr
U-Bhf. Adenauerplatz (Berlin-Charlottenburg)