ANTISEMITISMUS, DER AL QUDS-TAG UND DIE JÜDISCHE MINISEKTE „NETUREI KARTA“


„Neturei Karta“ beim Al Quds-Marsch 2011 in Berlin

Für den antisemitischen Aufmarsch zum Al Quds-Tag in Berlin lassen die Organisatoren jedes Jahr auch aus Großbritannien eine Hand voll Mitglieder der jüdischen Minisekte Neturei Karta einfliegen. Sie erfüllen eine Art Alibifunktion: Es soll gezeigt werden, dass selbst Juden die Ziele des Al Quds-Tages unterstützen. Eine Distanzierung von Antisemitismus ist das jedoch nicht. Stattdessen wird Neturei Karta für rein taktische Überlegungen genutzt: Zum einen wird versucht, strafrechtlich relevante antisemtitische Äußerung abzuschwächen, um einem versammlungsrechtlichem Verbot des Aufmarsches aus dem Weg zu gehen. Zum anderen behaupten die Veranstalter, dass Antisemitismus auch gegen sie gerichtet sei und auf ihrer Demonstration nicht existiere.

Die Einbindung von Mitgliedern der Neturei Karta zeigt die reduktionistische Auffassung von Antisemitismus, die die Organisatoren des Al Quds-Marsches haben. Antisemitismus wird auf Judenfeindschaft reduziert, blendet jedoch andere Erscheinungsformen wie etwa die Verharmlosung oder Leugnung der Shoa oder das Abstreiten von Israels Existenzrecht aus. Und selbst dieser reduktionistischen Defintion von Antisemitismus wird die Minisekte Neturei Karta nicht gerecht: Die bekanntesten Aktivitäten von Neturei Karta in den letzten Wochen waren das Bespucken von achtjährigen jüdischen Mädchen und das gewaltsame Attackieren von jungen jüdischen Frauen im Jerusalemer Stadtteil Bet Shemesh, weil diese angeblich “unzüchtig“ gekleidet waren.

Weltweit für Entsetzen sorgte die Schändung der nationalen israelischen Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Dort sprühten Aktivisten von Neturei Karta antisemitische Parolen: So dankten sie beispielsweise Adolf Hitler für die Vernichtung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden. Vor diesem Hintergrund klingt es nicht mehr überraschend, dass Mitglieder der Neturei Karta willkommene Gäste auf dem Al Quds-Marsch sind und in der ersten Reihe mitmarschieren.