Am 24. August 2011 referierten im Centrum Judaicum in Berlin Vera Henßler und Hannes Bode über arabischen Nationalismus, modernen Antisemitismus und die Auslandspropaganda der Nationalsozialisten.
Letztere konnten ihre antisemitische Propaganda deshalb in die arabische Region ausbreiten, weil dort zum einen durch den seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingesetzten Modernisierungsprozess ähnlich wie in Europa ein antisemitischer Mechanismus zur Krisenbewältigung entstand. Zum anderen wurde das Deutsche Reich im Gegensatz zum Ottomanischen Reich, Frankreich und Großbritannien in der Region nicht direkt als koloniale Macht und demzufolge als antikolonialer Verbündeter wahrgenommen.
Im Zweiten Weltkrieg intensivierten die Nationalsozialisten ihre propagandistischen Anstrengungen, um die arabischen Herrscher für Deutschland zu gewinnen. Die deutsche Herrenvolk-Ideologie gegenüber den Arabern wurde durch den Antisemitismus überdeckt. Dieser fungierte als gemeinsames Bindeglied zwischen Deutschen und Arabern im Kampf gegen das „Weltjudentum“. Antisemitismus in der muslimischen Region ist demzufolge nichts typisch islamisches, sondern nur eine Anpassung des modernen Antisemitismus, der jedoch den Islam zur Verbreitung seiner Ideologie nutzbar machte.
Die Propaganda der Nationalsozialisten hatte aber nur bedingt Erfolg. Dies lag an der von den Alliierten betriebenen Gegenpropaganda, die die rassistische Ideologie der Nationalsozialisten gegenüber allem Nicht-Deutschen betonte. Außerdem waren auch die arabischen Gesellschaften politisch heterogen, sodass antisemitische Aussagen nicht unwidersprochen blieben.