Aufruf 2020:
Kein Al Quds Tag!
Am 16.5.20 wollen in Berlin wieder hunderte Menschen am Al Quds Tag, für die Vernichtung Israels und damit der größten jüdischen Gemeinschaft der Welt, aufmarschieren. Dabei handelt es sich um den größten regelmäßig stattfindenden antisemitischen Aufmarsch in Deutschland. Wir stellen uns gegen diesen Marsch und die dort vertretene Ideologie des Antisemitismus und der Unterdrückung von Frauen. Kommt zu den antifaschistischen Gegenprotesten!
Teheran 1979: Die Mullahs um Ayatollah Khomeini haben die Macht im Iran übernommen. Ihr brutales Regime wendet sich schnell gegen alle, die sich nicht den engen Regeln ihrer religiösen Ideologie fügen wollen. Im Zentrum dieser Ideologie: die Unterdrückung von Frauen und ein fanatischer Antisemitismus. Während Frauen mit dem Kopftuchzwang belegt wurden und Feministinnen massenweise verfolgt und sogar hingerichtet wurden, ruft Khomeini zum ersten Mal zum Al Quds Tag auf. In den Radios ist seine Ansprache zu hören. Unter dem Banner des Islams sollen sich alle Unterdrückten der Welt sammeln und gegen Israel marschieren. Das Ziel ist die Eroberung der Hauptstadt des jüdischen Staates, Jerusalem (arabisch: Al Quds) und die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. In den Zeitungen ist zu lesen: „Der Kampf gegen Israel stellt das Hauptziel des langfristigen Jihads des iranischen Volkes gegen die Feinde der Menschheit dar“. Die Rufe Khomeinis werden erhört. Tausende Menschen sammeln sich in Teheran und schließen sich seinen Forderungen an.
Aber längst nicht alle Iraner*innen sind dem Regime ergeben. Immer wieder lodern Proteste auf. Insbesondere Frauen gehen gegen die neuen Herrscher und ihre Ideologie auf die Straße. Unter dem Wahlspruch „Freiheit ist nicht östlich oder westlich, sondern universell“ versammeln sie sich und kämpfen gegen die Machthaber. Die Frauen stellen sich gegen die Herrschaft der Männer, die sich im Kopftuchzwang manifestiert. Die Protestierenden zeigen damit: Es gibt emanzipatorische Kräfte im Land, die für ihre Freiheit kämpfen werden.
Teheran 2020: Das Regime ist in den letzten 41 Jahren nicht einen Deut menschlicher geworden. Im Gegenteil: von Damaskus bis Sanaa, von Beirut bis Bagdad und von Tel Aviv bis Teheran überziehen die Mullahs die gesamte Region mit einer Blutspur des Terrors und der Unterdrückung. Die Al Quds-Brigaden, die Hezbollah und andere von Teheran aus gelenkte Milizen führen Krieg gegen alle, die sich nicht der Islamischen Republik und ihren Verbündeten unterwerfen. Im Zentrum der Hauptstadt steht eine Uhr, die die Tage zählt, bis die Eroberung Jerusalems vollendet sein soll. Und so ist es wenig überraschend, dass auch in diesem Jahr am Al Quds Tag wieder Menschen dem Ruf Khomeinis folgen werden.
Aber es gibt auch Hoffnung. Seit vielen Monaten schwelen die Proteste im ganzen Land. In bislang unbekanntem Ausmaß gehen Menschen trotz großer Gefahren auf die Straßen. Arbeiter*innen streiken, Studierende protestieren und Minderheiten, wie zum Beispiel die vom iranischen Regime unterdrückten Kurd*innen, wehren sich gegen ihre Unterdrückung. Wieder in der ersten Reihe: Frauen. Das Bild von Vida Movahed, der Frau, die auf einen Stromkasten stieg und ihr Kopftuch auf einem Stock schwenkte, statt es auf ihrem Kopf zu tragen, ist zu einem Symbol des Freiheitsstrebens iranischer Frauen geworden. Viele folgen ihrem Beispiel und machen deutlich: die Tage des Regimes sind angezählt.
Berlin 2020: Wie schon seit mehr als 20 Jahren wollen auch dieses Jahr wieder zahlreiche Menschen die Forderungen Khomeinis auf die Straße bringen. IslamistInnen, rechte Hetzende und linke Antisemit*innen demonstrieren gemeinsam gegen den jüdischen Staat. Sie demonstrieren für eine antisemitische und frauenverachtende Ideologie. Sie jubeln den Schlächtern der Mullahs in Syrien und dem Irak zu. Geadelt wird ihr Aufmarsch von der deutschen Außenpolitik. Die Bundesregierung, allen voran Außenminister Heiko Maas sieht in der Islamischen Republik einen wichtigen Partner und möchte gute Beziehungen pflegen. Und der oberste Repräsentant Deutschlands, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, gratuliert den Führern, schickt „aus Versehen“ liebe Grüße zum Jahrestag der Islamischen Revolution. Doch nicht nur die deutsche Regierung, sondern alle Parteien im Bundestag, vertreten diesbezüglich einen regimefreundlichen Kurs, während sie gleichzeitig Israel mit doppelten Standards begegnen und regelmäßig gegen dessen Sicherheitsmaßnahmen anreden.
Aber wir wollen diesem Treiben nicht zustimmen. Deswegen gehen wir am 16.5. gegen den Al Quds Tag auf die Straße und werden den Antisemit*innen den Tag versauen.
Weil wir als Antifaschist*innen protestieren, wenn Antisemit*innen ihre Hetze auf die Straße tragen!
Und weil wir als Feminist*innen nicht schweigen wollen, wenn Frauen unterdrückt werden!
Ort und Zeit
16. Mai 2020 um 12?Uhr
Treffpunkt U-Bhf. Richard-Wagner-Platz
Kundgebung und antifaschistische Demonstration